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Schaffhauser Nachrichtem

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Südkurier 27.03.2023

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Schaffhauser Arbeiter Zeitung, Oktober 2022

Performance, Konventhaus Schaffhausen, 2021

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Mehr auf Regina's Youtube Channel

«Ich nähe mir meine Seelenkleider selbst»
Schaffhauser Magazin 2021

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Regina Masuhr kam 1963 in Pori, Finnland, zur Welt. Sie wohnt und arbeitet seit vielen

Jahren in der Region Schaffhausen. Die Butoh-Tänzerin ist Köchin und Tortenmacherin aus Leidenschaft, hat einen Catering-Service und betreibt mit ihrem Lebenspartner eine Freilandrosenkultur.

Text und Bilder Jeannette Vogel
Regina Masuhr bezeichnet sich als Butohistin, in der Kunst und im Leben. Bei Butoh geht es nicht um Tanzschritte, sondern um eine

Sicht nach innen. Sie weiss, warum man seinen Dämonen ins Gesicht sehen muss.

Mit weiss bemaltem Gesicht und in ein weisses Kostüm gehüllt, betritt Regina Masuhr den Raum – ganz nach innen gerichtet, woher auch ihre feinen Bewegungen zu kommen scheinen. Sie trägt Federn im zurückgekämmten Haar und kryptische Zeichen auf den Wangen. Traumtänzerisch bewegt sich die grossgewachsene Frau, breitet die Arme aus wie Flügel, greift nach dem Unfassbaren – so subtil, als wäre sie Teil einer mysteriösen Welt.

Seit acht Jahren präsentiert Masuhr diesen zeitgenössischen japanischen Ausdruckstanz, der danach sucht, innere Zustände in Bewegung auszudrücken,

indem er präzise Körpersprache mit spielerischen, teilweise grotesken Bewegungen vereint.

Mit Butoh hält die Performerin ihren Körper in einem Zustand zwischen Bewegung und Stillstand, alles fliesst, aber langsam, unendlich langsam. Im Spätsommer zeigte Masuhr an der Museumsnacht erstmals ihre Kunst in der Schweiz, in Diessenhofen, wo sie auch wohnt. «Durch Butoh werden unsere Empfindungen in Bildern dargestellt und somit bewusst gemacht», erzählt Masuhr, während sie in ihrer Küche entspannt Grüntee aufgiesst. Duftende Rosen stecken in einem Sektkübel, eine Kerze flackert.

Die Form der Seele zu offenbaren, setze allerdings grosse Ehrlichkeit mit sich selbst voraus. Über sich und ihre um zwei Wochen verspätete Geburt sagt sie geradlinig: «Ich bin ein Kaiserschnittkind. Ich wollte gar nicht auf diese Welt kommen.» Ihre Kindheit – sie wächst in Skandinavien, Deutschland und der Schweiz auf – empfand sie als düster und leistungsgetrieben, so meldeten ihre Eltern sie wieder von der Ballettschule ab, als feststand, dass sie überdurchschnittlich gross wird, und sie somit nicht dem Bild einer «typischen» Balletttänzerin entspricht. «Ich habe mir immer gewünscht, als Neugeborenes vertauscht worden zu sein.» Lange Zeit hatte sie das Gefühl, so sein zu müssen, wie andere sie haben wollten.


Der Gedanke, im falschen Leben zu sein, hielt sich hartnäckig: «Er war damals mein Rettungsanker», sagt Masuhr. «Heute weiss ich, ich war am richtigen Platz, ich stand am Anfang des Weges, den ich gehen muss.»

Als Kind war sie auch in einem Internat. «Ich trug den Sommer über nur Nachthemden, ich wollte eine Fee sein.» Sonntags schmierte sie Butter auf Canapés und sich weisse Farbe ins Gesicht, lud ihre Mitschüler in die Aula ein und tanzte dort für sie. «Die Bedeutung dieser Erinnerung habe ich erst spät erkannt, Butoh steckte schon damals in mir.»

 

Jetzt, in der zweiten Lebenshälfte, sagt sie: «Ich bin angekommen, dank Butoh.» Dafür spielt das Alter keine Rolle: «Entscheidend ist, sich auf diese Form des Tanzes einzulassen und loslassen zu können.»

Masuhrs Welt ist eng verbunden mit der japanischen Lebensweise – mit Stäbchen zu essen oder ihre Tasche nie auf den Boden zu stellen, ist für sie selbstverständlich – und natürlich mit Butoh. Ursprünglich galt dieser Ausdruckstanz als ein Protest gegen die Amerikanisierung Japans.
 

Butoh ist als urjapanische Kunst zu verstehen, die Wurzeln im Westen hat.
In diesem Widerspruch liegt die Spannung der Performer, die 1959 zum ersten Mal an die japanische Öffentlichkeit traten. Als Gründer gelten die Tänzer Tatsumi Hijikata und Kazuo Ohno.

 

Entscheidend inspiriert hat Masuhr ein Film aus dem Jahr 2008: Regisseurin Doris Dörries Geschichte «Kirschblüten – Hanami» führt in das Innere des Seins und zum Butoh-Tanz. 2011 nimmt Masuhr an ihrem ersten Butoh-Workshop teil. «Er war eine Offenbarung.» Später beschliesst sie, einen Kurs im Ausland, in Warschau, zu besuchen, um die Kunstform besser kennenzulernen.
Sie, die Vielgereiste, zittert vor der Abreise vor Angst und Aufregung, zum ersten Mal ist sie völlig allein unterwegs, auf sich gestellt. Masuhr fliegt auch ihrer ursprünglichen Heimat entgegen, die Region Masuren liegt im Nordosten Polens. In Warschau angekommen, wird sie sofort ein Teil der 
Butoh-Familie: «Die Zeit war reif, meine innere mit meiner äusseren Welt zu verbinden.» Für sie steht seitdem fest: «Butoh ist für mich nach Hause kommen.

Meine ganze Welt ist daran gekoppelt.»

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Sie besucht weitere Seminare, wird mutiger, selbstbewusster, gelassener und erkennt:

«Jeder Mensch hat seine Dämonen, nicht alle sind so gross wie der weisse Wal.
Meine 
Dämonen gehören zu mir. Wenn man ihnen keinen Platz zuweist, wachsen sie immer weiter, wenn man ihnen aber ins Gesicht schaut, verlieren sie ihre Macht.»

Vor Publikum auftreten will Masuhr zu dieser Zeit nicht, sie hütet ihren «Schatz»: «Ich wollte Butoh nur für mich, für meine eigene kleine Welt.» Sie hadert und zweifelt, auch das ist ein Teil ihrer Welt. Doch bestärkt und angespornt von Freunden tritt sie auf, jedoch vorläufig bloss im Ausland. Es gibt bei Butoh keine feste Form und Technik wie beim klassischen Ballett: Masuhrs Performance ist expressiv, sie zeigt viel von sich.

«Die Sichtweise, wie ich mein Leben oder auch die Welt beobachte, ist durch Butoh eindeutig anders geworden. » Die Künstlerin will aber keine Botschaft überbringen: «Mein Ziel ist es, dass meine Performance bei den Besucherinnen und Besuchern etwas auslöst.» Das können etwa Glücksgefühle sein oder ein «Knopf», der sich löst. Ihr Vorbild ist Kazuo Ohno – der 2010 verstorbene japanische Butoh-Begründer. «Keiner konnte wie er Freude und Trauer zugleich ausdrücken. » Geboren 1906, war Ohno zunächst Sportlehrer und bereits über 40 Jahre alt, als er zum Tanz fand. Wenn Masuhr erzählt, ruhen ihre Hände nie. Und da ist keine Angst, sich zu zeigen, auch ausserhalb des Scheinwerferlichts. «Ich glaube nicht, dass sich meine Art, mich zu bewegen, durch Butoh geändert hat.»

Auch ihr Lieblingsritual ist gleich geblieben: «Ich bade jeden Abend. Eine Wohnung ohne Badewanne käme für mich nie infrage.» Ab und zu leistete sie sich sprudelnde Badetabletten eines japanischen Herstellers, doch die Produktion wurde eingestellt: «Jetzt kippe ich manchmal starken Grüntee ins Wasser. Grüner Tee tut meiner Haut gut.» Im Land der aufgehenden Sonne dient Baden nicht nur der Reinlichkeit: «Ein Bad versöhnt Geist und Körper, besagt ein japanisches Sprichwort.»

 

Ihre Schweizer Butoh-Premiere im Museum Kunst + Wissen habe viel in ihr ausgelöst, sagt Masuhr. «Ich kam mir vor wie eine, die die ganze Welt bereist hat und bei ihrer Rückkehr feststellt: Hier habe ich ja alles, was ich auf der ganzen Welt gesucht habe.» Zu Masuhrs Welt gehören das Malen – ihre Bilder haben etwa die Grösse einer Zimmertür –, das Schreiben von Gedichten und grosse Selbstporträts, welche die Künstlerin in den vergangenen Jahren selbst inszeniert und mit dem Handy fotografiert hat. Sie sagt: «Es gibt Butoh-Tänzer, und es gibt Butohisten, ich bezeichne mich als Letzteres.» Butohisten machen rund um ihre Kunst fast alles selbst, die Musik, die Choreografie, die Kostüme. Regina Masuhr näht die Kleider, die sie an ihren Performances trägt, von Hand. Sie nimmt dazu alte und neue Materialien, günstige und teurere, büezt auch mal Blätter zusammen, die ihr der Wind vor die Füsse geweht hat:
"Ich mache mir meine Seelenkleider selbst".

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Schaffhauser Nachrichten Foto: Melanie Duchene

Erst wenn das Ego verblasst, wird das Wahre sichtbar
 

Regina Masuhrs Bilder und Ausdruckstanz entstehen in der Tradition von japanischem Butoh.

 

Jurga Wüger

Die Einführung zuerst: Das japanische Butoh zu Deutsch Tanz der Finsternis - Ist ein Tanztheater ohne feste Form, das nach dem Zweiten Weltkrieg in Japan entstand. Es wurde von Tatsumi Hiiikata und Kazuo Ono ins Leben gerufen und richtete sich anfänglich gegen den Amerikanismus. Regina Masuhr aus Diessenhofen entdeckte diese Art der Kunst vor acht Jahren und gewährte während ihrer Vernissage “The Hidden Beauties” am Freitag im Konventhaus einen Einblick in das Reich der eigenen Finsternis mit Bildern Fotos und Tanz.
 

Das Fenster der Seele öffnen.

Die Ausnahmekünstlerin kehrt in all Ihrem Tun ihr Inneres nach aussen. Ihre Art. Butoh zu leben zeigt sich in Bildern, Installationen und Kostümen. Die Bilder sind mehrschichtig, ihre Fotos fesseln den Blick und der Tanz lässt alle im Raum innehaIten. Die grossformatigen Werke bestehen aus mehreren Papierschichten und manche aus Seiden - oder Tüllstoffen.

Es können bis zu 20 oder mehr Papierschichten übereinander liegen, welche mit Acryllack oder Ölfarben bemalt wurden. Die Poster sind Fotos, auf denen die Künstlerin zu sehen ist, und stammen aus verschiedenen Butoh-Projekten. Diese ästhetischen Bilder transponieren ein Spiel mit den verschiedenen Identitäten, auf der Suche nach neuen Zugängen und Schichten im eigenen Herzen.

Die Fotos stehen im Intensiven Dialog mit Ihren Werken und offenbaren Regina Masuhrs Wirklichkeit. "Und diese Wirklichkeit, meine Wirklichkeit, ist die treibende Kraft für meine Arbeit als Künstlerin", sagt sie.

Die Einführung der Künstlerin übernahm die Schauspielerin Elena Mpintsis, die ursprünglich aus Thayngen stammt. Sie sagte in den Worten Regina Masuhrs: “Wenn man sich nicht selbst erreichen kann, erreicht man auch den Zuschauer nicht. Man geht also nicht auf die Bühne und sagt: Schau mal. was ich kann sondern man öffnet das Fenster zur Seele und sagt: “Willkommen in der inneren Wirklichkeit.”

Und erst wenn das Ego verblasse, werde das Wahre sichtbar. Sich mit seinen dunklen Seiten anzufreunden, führt also zu Ganzheit und Selbstliebe. Und im Tanz gilt es sich den eigenen Abgründen stellen, den Emotion Raum zu geben und sie mit dem Körper sichtbar zu machen. Es geht dabei nicht um perfekte Tanzschritte wie im klassischen Ballett, sondern darum, das Nicht-Fassbare der Seele zu ergründen. Und im besten Fall zum Vorschein zu bringen. Dem, was ganz oder teilweise im Verborgenem ist und wenig oder gar nicht gelebt wird, verhilft Butoh ans Licht.

Schaffhauser Nachrichten 

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